Ivo Lution über die Lage auf
der Erkältungsfront.
Liebe Freunde der Evolution, heute ein aktuelles, packendes Thema, das die
Entwicklung der Menschheit in ein neues
Licht stellt.
Nachdem es nämlich einem Nobelpreisträger gelungen ist, Bakterien nicht nur
sichtbar zu machen sondern auch deren Gespräche untereinander abzuhören, hat
eine Forschergruppe aus den U.S.A. eine dieser Diskussionen isoliert und für
die Allgemeinheit aktivieren können. Ich habe der NSA diese Dokumentation abgeschwatzt
(war einfach!) und für unsere Textverarbeitung kompatibel gemacht. Brisanter
Stoff!
Liebe Anwesende, herzlich willkommen zur 16. Evolutions-Konferenz des Viren
und Bakterien-Verbandes VBV hier in der Bundeshauptstadt. Ich freue mich, dass
ihr in so hoher Anzahl und aus so vielen verschiedenen Sparten erschienen seid.
Besonders begrüße ich unsere Mitglieder aus den afro-asiatischen
Wirkungsgebieten, worunter sich sogar einige prominente und aktive Ebola-Vertreter
aus Liberia befinden. Ihren Vorträgen, liebe Freunde, wird sicher besonders
hohe Aufmerksamkeit geschenkt, davon bin ich überzeugt. Ich möchte alle
Teilnehmer bei dieser Gelegenheit auf das besonders abwechslungsreiche Nebenprogramm
dieser Veranstaltung aufmerksam machen, das u.a. einen Gastbesuch bei unseren Geschlechtskrankheits-Vertretern
hier in der Stadt beinhaltet. Wie uns allen bekannt ist, ist es um die
Geschlechtskrankheit (GK)-Szene bereits seit Jahren sehr ruhig geworden, allzu
ruhig möchte ich behaupten. Daher ist es wichtig, dass wir diesen hart
schuftenden Erregern, sozusagen unseren Streetworkern, erhöhte Beachtung
schenken, und dass wir uns mit ihnen solidarisch erklären. Unsere HIV-Viren, trotz der
Forschungsbemühungen unserer Gegenspieler, sind nach wie vor der Rückhalt des
Verbandes, womit ich die wichtige Arbeit der Erkältungs- und Grippe-Kollegen
keinesfalls vermindern will.
In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des HN-Viren und Bakterien-Verbandes
(VBV) möchte ich die versammelte Runde aber zunächst um eine Schweigeminute für
diejenigen von uns bitten, die durch pharmazeutische Weiterentwicklungen,Verrat
von Widerstandskörpern oder überlegene Hausmedizin gefallen sind. (Gelangweilte
Geräuschresonanz). Unsere Freunde sollen nicht umsonst Opfer widriger Umstände
geworden sein. Massenvernichtungsmaßnahmen, wie sie zur Zeit wieder einmal
unsere HN 101-Geflügel-Freunde treffen, sind keine Form des Dialogs, wie wir
ihn gern führen würden. Aber gut, wenn es dann so sein soll, liebe Freunde, wir
wissen wie wir uns darauf einzustellen haben. Wie verlautet hat unser großer Pandemie-Denker
Wahnfried Malerias in Afrika erneut ein gekreuztes Virus aktiviert, welches uns
allen hier noch große Freude bereiten wird. Wir geben hiermit zu Protokoll,
dass wir uns voll und ganz mit unseren Erregern in Afrika solidarisieren. Ich
schaue in die Runde und nehme einhellige Zustimmung zur Kenntnis. Wir werden,
Freunde, entsprechend handeln und unsere Bemühungen um eine weitere erfolgreiche
Infektionsperiode intensivieren. Wie ich erfahre, findet der Erkältungseinstieg
bereits statt. Einige von uns unternehmen anerkennenswerte Einsätze wie
Krankenhausansteckungen. Großes Lob dafür gilt unserer Legionärs-Gruppe.
Zwei Punkte der Tagesordnung, die noch zu
diskutieren wären, bereiten mir jedoch einige Sorgen. Zunächst ist es um unsere Pressearbeit
in Augenblick ganz schlecht bestellt: In der allgemeinen Auffassung stehen wir
mittlerweile als immer leichter
eliminierbar im Bewusstsein. Selbst die zur Angstmache neigende
Boulevard-Presse erkennt in unseren Angriffen keine wirkliche Bedrohung mehr.
Herrschaften, wenn es so weit gegangen ist, dass uns niemand mehr ernst nimmt,
können wir uns nur noch mit einem Präventivschlag wieder ins Gespräch bringen! Ich
frage also: wollt ihr die Totale Winteroffensive? Wollt ihr sie schärfer und
nachhaltiger, als sie sich die Antikörper überhaupt vorstellen können?
(Aufbrausende Zustimmung) Gut. Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen
kann. Nun der zweite unangenehme Punkt, die anstehende Erhöhung des
Mitgliedsbeitrages. Für die Förderung von neuen Penicillin- resistenten
Bakterienkulturen werden Mittel benötigt; unsere Zusammenarbeit mit den
Chinesen auf dem Gebiet ist zwar weit fortgeschritten, ist aber kostenintensiv.
Und wie ihr wisst sind Probanden auf freiwilliger Basis kaum noch aufzutreiben,
also müssen wir auf die Asiaten vertrauen. Erste Erfahrungsberichte unserer
neuen Waffenbrüder sehen aber gut aus, wobei man sich offenbar wirkungsvoll an spätmittelalterliches
Knowhow anlehnt. In dem Zusammenhang tauchte zwischendurch sogar ein
Pest-Gerücht auf, was uns sehr vergnüglich stimmte. Bevor ich das Rednerpult
für die Allgemeindebatte freigebe, möchte ich darauf aufmerksam machen, das gleichzeitig
mit uns ausgerechnet Vertreter des japanischen Gesundheit wesen hier im Hause
tagen. Also auf Freunde, macht kaputt was euch kaputt macht! Kriecht unter ihre
Gesichtsmasken, zersetzt ihre Gummihandschuhe, springt ihnen unter die Haut! Ein
klares Ja zum Mief von tausend Jahren. Nach der Mittagspause – Essensmarken
hierfür liegen bereit – fahren wir mit Wortmeldungen fort. Wer aber noch
Anträge zur Tagesordnung hat, bitte sofort einreichen.
Ivo Lution wird die Tagung weiterhin mit großem Interesse verfolgen.
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